Beatrice Kindler
Managerin Unternehmenskommunikation
Gunter Jenne Vertriebsleiter der Erdgas Südwest glaubt an Gelingen der Energiewende auf Deutschlands Straßen und hofft auf deutlichere Signale der Politik.
Herr Jenne, was glauben Sie: Bringt ein dichteres Ladesäulennetz, wie es in Baden-Württemberg jetzt mit dem SAFE-Projekt umgesetzt werden soll, mehr Menschen dazu, sich ein Elektroauto zuzulegen?
Jenne: Auf jeden Fall. Für Autofahrer muss eine gute Infrastruktur – und damit die Sicherheit ans Ziel zu kommen – gegeben sein. Wer aufgrund seines alternativen Autoantriebs Angst haben muss, unterwegs liegenzubleiben ohne eine Tankstelle in der Nähe zu finden, der wird sich bestimmt für eine andere Technologie entscheiden. Also ist ein dichteres Tankstellennetz ein wichtiger Faktor für das Gelingen der Energiewende im Verkehrssektor.
Stichwort Infrastruktur: Die Anzahl der Erdgastankstellen ist mit rund 900 in ganz Deutschland vergleichsweise eher niedrig?
Jenne: Das stimmt. Allerdings sind das zwei paar Stiefel. Zum einen ist die Reichweite von gasbetriebenen Fahrzeugen wesentlich größer. Zum anderen war bisher der Betrieb von CNG-Tankstellen nicht in jedem Fall lukrativ. Das ändert sich allerdings gerade. Zum einen spielt dabei eine Rolle, dass es nun eine gesetzliche Regelung gibt, die Tankstellenbetreibern zusätzliche Einnahmen ermöglicht – allein dafür, dass sie Erdgas vertanken. Zum anderen zeigt die jüngste Erhebung des Kraftfahrtbundesamtes, dass immer mehr Menschen sich für ein CNG-betriebenes Fahrzeug entscheiden. So gibt es auch immer mehr Kunden von Erdgastankstellen. Das sind deutliche Zeichen dafür, dass neben Strom auch Gas im Mobilitätssektor in Zukunft eine große Rolle spielt und wir beim Thema CO2-Einsparung auf diesem Gebiet auf einem guten Weg sind.
Was braucht es noch, damit alternative Antriebe wie Strom oder Gas im Straßenverkehr in die Überzahl kommen?
Jenne: Im Verkehrssektor wird sich ein Technologiemix aus erneuerbaren Energien etablieren. Das geht allerdings nur, wenn die gesetzlichen Rahmenbedingungen dafür geschaffen werden. Ein Anfang ist zwar gemacht. Aber Treibstoffe wie etwa Bio-LNG, also flüssiges Biomethan, oder grüner Wasserstoff aus Power-to-Gas-Anlagen, müssen gegenüber Otto-Kraftstoffen auch aus wirtschaftlicher Sicht konkurrenzfähig sein. Um flächendeckend bei den Verbrauchern ein Umdenken zu etablieren, braucht es deshalb noch deutlichere Signale seitens der Politik.