Handwerker bei der Installation einer Solaranlage

PV-Pflicht in Baden-Württemberg und Deutschland

Seit 2022 gilt in Baden-Württemberg die Photovoltaik-Pflicht für neue Wohngebäude; ab 2023 außerdem, dass PV-Anlagen bei Dachsanierungen verpflichtend installiert werden müssen. Einige Bundesländer haben ähnliche Regelungen erlassen. Was bedeutet das für Bestandsgebäude und Neubauprojekte?

Inhalt

Hintergrundinfos: Das Klimaschutzgesetz

Bis 2040 will die Landesregierung Baden-Württembergs das Land in die Klimaneutralität führen. Bereits seit 2013 gilt daher das Klimaschutzgesetz.1 Im Herbst 2020 und 2021 kamen Novellen hinzu, die die Einführung der Photovoltaik-Pflicht regeln. Die genaue Umsetzung wird in der vom Umweltministerium veröffentlichten Photovoltaik-Pflicht-Verordnung2 detailliert beschrieben, zum Beispiel die Größe der Dach- oder Stellplatzflächen oder die Ausrichtung von Nutzflächen. Das Osterpaket 2022 vereinfachte den weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien weiter.

Das Ziel der PV-Pflicht liegt auf der Hand: der flächenschonende Ausbau erneuerbarer Energien als ein weiterer Baustein in Richtung Klimaneutralität. Anstatt anderweitig nutzbare Flächen für PV-Anlagen zu verwenden, sollen bereits versiegelte Flächen eine neue bzw. zusätzliche Aufgabe bekommen: Dächer von Wohn- und Nicht-Wohngebäuden kommen hier ebenso in Frage wie Ã¼berdachte Parkplätze und brachliegende Flächen neben Klärwerken oder schwimmende Solaranlagen.

Grundlegendes zur Photovoltaik-Pflicht

Für wen gilt sie?

Die Photovoltaik-Pflicht gilt für Bauherr*Innen von Wohn- und Nicht-Wohngebäuden. Wer also seit 2022 ein Haus baut, muss das Dach zu 60 % mit einer Solaranlage ausstatten. Das kann sowohl eine PV-Anlage zur Stromgewinnung als auch eine Solarthermie zur Wärmeerzeugung sein. Statt der Dachfläche können auch Außenflächen am Gebäude für die Installation einer PV-Anlage genutzt werden. Bauherren können ihre Fläche außerdem verpachten und sparen so die Kosten für die Installation und den Betrieb.

Grafik Funktion einer Solaranlage mit Stromspeicher, Bild: Erdgas Südwest
Grafik Funktion einer Solaranlage mit Stromspeicher

Seit wann gilt die PV-Pflicht in Baden-Württemberg für welchen Gebäudetyp?

Die Photovoltaik-Pflicht ist in Stufen in Kraft getreten:

  • Seit Januar 2022 gilt die PV-Pflicht für Nichtwohngebäude und für neu gebaute Parkplätze mit über 35 Stellplätzen
  • Seit Mai 2022 gilt die PV-Pflicht für neu errichtete Wohngebäude
  • Seit Januar 2023 für gilt die PV-Pflicht Dachsanierungen bei Bestandsgebäuden.

Welche Voraussetzungen müssen gegeben sein?

Eignet sich mein Haus bzw. mein Dach für eine PV-Anlage? Das Umweltministerium Baden-Württemberg3 hat diese Frage genau geregelt und erklärt. Demnach eignet sich eine Dachfläche zur Solarnutzung, wenn

  1. mindestens eine der Einzeldachflächen über eine zusammenhängende Mindestfläche von 20 qm verfügt und eine Neigung von höchstens 20 Grad aufweist oder bei einer Neigung von 20 bis 60 Grad nach West-Süd-West oder Ost-Süd-Ost.
  2. mindestens eine Teildachfläche der Einzeldachflächen über eine zusammenhängende Mindestfläche von 20 qm verfügt, ausreichend Sonneneinstrahlung bekommt, hinreichend eben ist und keiner notwendigen Nutzung vorbehalten ist, die einer Solarnutzung entgegensteht.

Welche Ausnahmen von der Photovoltaik-Pflicht gibt es?

Die PV-Pflicht soll wirtschaftlich und technisch sinnvoll umsetzbar sein. Daher gibt es natürlich Ausnahmen, zum Beispiel in Einzelfällen bei denkmalgeschützten Gebäuden oder wenn eine Pflicht zur Dachbegrünung besteht. Im zweiten Fall reduziert sich die Größe der PV-Anlage auf 30 %. Auch wenn die Realisierung einen unverhältnismäßigen wirtschaftlichen Aufwand erzeugt, der das ganze Bauvorhaben gefährdet, muss die PV-Pflicht nicht oder nicht in vollem Umfang umgesetzt werden. Da sie aber grundsätzlich erst einmal gilt, müssen alle Ausnahmen individuell geprüft werden.


Vorteile und Nachteile von Photovoltaik-Anlagen

Die Sonne geht jeden Morgen auf und jeden Abend unter. Solange sie scheint, bietet sie nahezu endloses Potenzial zur Energiegewinnung. Obwohl mittlerweile 14 % der Bruttostromerzeugung in Baden-Württemberg aus der Solarenergie stammt, generieren erst knapp 10 % aller Dachflächen im Ländle Sonnenstrom. Es wird klar: Hier steckt noch viel Potenzial.

VorteileNachteile
Die Sonne ist ein endloser Energielieferant. In Deutschland beträgt die Sonneneinstrahlung 900 bis 1200 kWh/qm.Die generierte Strommenge unterliegt saisonalen Schwankungen.
Wer selbst Strom erzeugt und speichert, ist unabhängiger von Energieanbietern.Ohne Speicher geht gerade an Werktagen viel Strom für den Eigenverbrauch verloren, weil oft niemand zu Hause ist.
Mit einem Stromspeicher lässt sich der Sonnenstrom jederzeit nutzen.Die Amortisierung von Stromspeichern ist langwierig. Betreiber brauchen also Geduld.
Sonnenstrom verursacht weder beim Erzeugen noch beim Transport CO2 und ist daher klimaneutral.Erlöse aus dem Betrieb einer Photovoltaik-Anlage müssen unter Umständen versteuert werden. Es gibt Ausnahmen.
Mit der eigenen Photovoltaik-Anlage verkleinert man seinen persönlichen CO2-Fußabdruck und trägt aktiv zur Energiewende bei.Das Speichern ist noch nicht langfristig gelöst. Strom, der im Sommer erzeugt wird, kann nicht bis in den Winter hinein gespeichert werden.
Mit etwas Planung läuft der tagsüber generierte Strom nicht ins öffentliche Stromnetz, sondern versorgt Waschmaschine, Spülmaschine und Co. solange man nicht zu Hause ist.Norddeutschland kommt auf weniger Sonnenstunden pro Tag als Süddeutschland. Hier liegt der Fokus daher eher auf Windenergie.
Wer ein Elektroauto besitzt, kann dieses mit selbst erzeugtem Sonnenstrom laden.Bei Flachdächern muss die Dachneigung unter Umständen durch Aufstellpaneele ausgeglichen werden, damit die Anlage optimal Strom generiert.
Überschüssiger Strom wird ins öffentliche Stromnetz eingespeist.
Wer Solarstrom in das öffentliche Netz einspeist, erhält eine Einspeisevergütung. Diese fällt unterschiedlich hoch aus. Abhängig von der Größe der Anlage, dem Datum der Inbetriebnahme und einer Voll- oder Teileinspeisung erhält man 4,7 bis 13 ct/kWh.
PV-Anlagen sind nahezu wartungsfrei.
Bereits eine Fläche von 50 qm reichen theoretisch aus, um mit einer 10 kWp-Anlage ein Einfamilienhaus zu versorgen.
In Deutschland gibt es noch sehr viel ungenutzte Fläche, die sich hervorragend für Photovoltaik eignet.
Einkünfte aus einer Anlage müssen erst ab 30 kWp versteuert werden.
Der Netzanschluss erfolgt bei Anlagen bis 30 kWp ohne Einbeziehen des Netzbetreibers einfach durch den Installateur.
Es besteht keine erhöhte Brandgefahr durch die Solarmodule.
Solarmodule können kostenlos entsorgt werden.
Nach 25 Jahren liegt die Leistungsfähigkeit immer noch bei ca. 80 %.



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Vorteile PV plus Wärmepumpe

Das Hybridmodell aus Wärmepumpe und Photovoltaik-Anlage ist nahezu ideal. Wärmepumpen arbeiten mit Strom. Kommt dieser aus der hauseigenen PV-Anlage, arbeitet das Heizsystem daher klimaneutral. Auch wenn die Wärmepumpe nicht zu 100 % durch die PV-Anlage versorgt werden kann, verringert sich dennoch die Menge an zugekauften Stroms und damit die Energiekosten. Wer seine Photovoltaik-Anlage mit einer Wärmepumpe kombinieren möchte, sollte beide Systeme aber optimal aufeinander abstimmen. Ein Energiemanagementsystem ist hier das A und O. Es garantiert die reibungslose Kommunikation und Vernetzung beider Systeme.

Wichtige Faktoren hier sind außerdem:

  • Größe und Ertrag der Photovoltaik-Anlage
  • Wärmebedarf und Dämmzustand des Hauses
  • Anbindung der Heizung an die PV-Anlage
  • Größe des Pufferspeichers für Warmwasser
  • Bestehen eines Stromspeichers
Grafik Tagesverlauf Erzeugung Verbrauch Solarstrom Stromspeicher
Tagesverlauf bei einer Durchschnittsfamilie: Erzeugung von Solarstrom und dessen Verbrauch bei Nutzung eines Stromspeichers.

In unserem Beitrag Ist die Wärmepumpe die richtige Heizung für mich? gehen wir noch detaillierter auf die Kombination aus Photovoltaik-Anlage und Wärmepumpe ein.

Vorteile und Nachteile der Photovoltaik-Pflicht

Doch ist die Pflicht ein effektiver Weg, Photovoltaik zur Nummer 1 in Sachen Stromerzeugung zu machen? Natürlich gibt es Kritiker, doch die grundsätzlichen Vorteile von Sonnenenergie stellen alles andere buchstäblich in den Schatten.

VorteileNachteile
Umsetzung des KlimaschutzgesetzesÃœberlasten der Wirtschaft
Verfolgen der KlimazieleKeine Erfolgsgarantie
Renditen für die BetreiberEinschränkung von Bauherren
Etablieren erneuerbarer Energien

PV-Pflicht in den Bundesländern

Die PV-Pflicht war lange in der Diskussion, bevor die Landesregierung sie zur Realität machte. Baden-Württemberg steht damit aber nicht allein. Auch in anderen Bundesländern müssen Bauherren bestimmter Bauvorhaben PV-Anlagen einplanen. Hier eine Tabelle mit den aktuellen Regelungen zur PV-Pflicht in den einzelnen Bundesländern (Stand Juli 2024).

Bundes­landNeubauDach­sanierungNicht-Wohnge­bäudePark­plätze
Baden-WürttembergJaJaJaJa
BayernJaJaJaNein
BerlinJaJaJaNein
BrandenburgNeinNeinNeinGeplant
Bremen2025JaJaJa
HamburgJa2025JaNein
HessenNur landeseigene GebäudeNeinNeinNur landeseigene Parkplätze
Mecklenburg-Vorpommern20252025Geplant2025
Niedersachsen2025NeinJaNein
Nordrhein-Westfalen20252026JaJa
Rheinland-Pfalz20252025JaJa
SaarlandNeinNeinNeinNein
SachsenNeinNeinNeinNein
Sachsen-AnhaltNeinNeinNeinNein
Schleswig-HolsteinGeplantNeinJaJa
ThüringenNeinNeinNeinNein

Baden-Württemberg ist ideal für PV

Baden-Württemberg will Vorreiter sein in Sachen Photovoltaik. Das ist aus mehreren Gründen sinnvoll, denn:

  1. In Baden-Württemberg scheint oft die Sonne. Mit jährlich 2.000 Sonnenstunden gilt das Bundesland als Sonnenland. Zum Vergleich: Der bundesweite Durchschnitt liegt bei 1.900 Sonnenstunden pro Jahr.
  2. Das Handwerk in Baden-Württemberg ist gut aufgestellt.
  3. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) fördert Photovoltaik-Anlagen über das Förderprogramm 270. Dabei spielt es keine Rolle, ob die PV-Anlage mit oder ohne Speicher installiert wird. In der Förderung inbegriffen sind neben der reinen Anschaffung auch Planung, Projektierung und Installation der neuen PV-Anlage. Mehr dazu gibt es direkt bei der KfW4. Die Stadt Stuttgart bezuschusst außerdem mit der Solaroffensive5 begleitende Maßnahmen wie Anschlusskosten oder die Installation eines Stromspeichers.

Es ist also nur logisch, dass die Landesregierung den Ausbau von Photovoltaik-Anlagen vorantreibt. Eine vergleichbare Pflicht mit Windenergie wäre in Süddeutschland bei weitem nicht so vielversprechend. Im Gegensatz zu nördlichen Regionen sieht man im Süden deutlich weniger Windräder bzw. Windparks. Solaranlagen dagegen werden in den nächsten Jahren Dank der Pflicht deutlich zunehmen und viel Sonnenstrom für Hausbesitzer aber auch für das öffentliche Stromnetz generieren.




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Quellen

Belege

  1. https://um.baden-wuerttemberg.de/de/energie/erneuerbare-energien/sonnenenergie/photovoltaik/photovoltaikpflicht/rechtsgrundlagen-und-rechtsquellen ↩︎
  2. https://um.baden-wuerttemberg.de/fileadmin/redaktion/m-um/intern/Dateien/Dokumente/4_Klima/Klimaschutz/Klimaschutzgesetz/Photovoltaikpflicht-Verordnung-Baden-Wuerttemberg-barrierefrei.pdf ↩︎
  3. https://www.landesrecht-bw.de/jportal/portal/t/69p/page/bsbawueprod.psml/action/portlets.jw.MainAction?p1=6&eventSubmit_doNavigate=searchInSubtreeTOC&showdoccase=1&doc.hl=0&doc.id=jlr-PVInstPfVBWV1P4&doc.part=S&toc.poskey=#focuspoint ↩︎
  4. https://www.kfw.de/inlandsfoerderung/Unternehmen/Wohnwirtschaft/Förderprodukte/Erneuerbare-Energien-Standard-(270)/ ↩︎
  5. https://www.stuttgart.de/solaroffensive ↩︎

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