Barcamp Renewables Sessionplanung

Energie­wende jetzt: Bericht vom Bar­camp Re­new­ables in Kassel

Auf dem Barcamp Renewables treffen sich jedes Jahr Energieexperten aus ganz unterschiedlichen Bereichen, um über die Energiewende zu informieren und zu diskutieren. Wir haben an dieser Unkonferenz teilgenommen und können von einer lebendigen Veranstaltung über die Erneuerbaren Energien berichten.

Energieexperten aus ganz Deutschland haben sich in Kassel auf dem Barcamp Renewables zusammengefunden, um über die Energiewende und Erneuerbare Energien zu diskutieren. Wir waren dort und konnten diesem konstruktiv-kritischen Publikum unser Projekt einer schwimmenden PV-Anlage vorstellen. Außerdem haben wir an vielen interessanten Vorträgen und Diskussionsrunden teilgenommen, bei denen über neue Projekte und den Stand der Energiewende informiert wurde. Hier ist unser Bericht vom Barcamp Renewables 2019, das unter dem Thema „Our climate, our future“ stand.

Einmal im Jahr treffen sich in Kassel etwa 120 Energieexperten, Vertreter von Unternehmen und Blogger aus der Szene um über Projekte im Bereich der Erneuerbaren Energien im Speziellen und den Stand der Energiewende im Allgemeinen zu diskutieren. Das Format für dieses Treffen, ein so genanntes Barcamp, ist relativ neu und immer wieder für Ãœberraschungen gut. Es handelt sich dabei um eine Unkonferenz, bei der es, anders als bei Kongressen dieser Art üblich, kein festes Programm gibt. Stattdessen gestalten die Teilnehmer selbst das Programm, indem sie Vorschläge für sogenannte Sessions einreichen. Das bedeutet: Sie erklären sich bereit, zu einem bestimmten Thema 30 bis 45 Minuten einen Vortrag zu halten oder eine Diskussion zu moderieren. Das Format ist also sehr offen und gewährleistet Vielfalt. Als inhaltliche Klammer dient nur das Thema der Konferenz und das sind in diesem Fall die Erneuerbaren Energien und alles was damit zusammenhängt. Die Teilnehmer, die sich am 10. und 11. Oktober in der futuristischen Academy des in Kassel ansässigen Herstellers von Wechselrichtern SMA zusammenfanden, waren daher bunt gemischt und kamen aus ganz unterschiedlichen Bereichen: Aus der Energie- oder der Solarwirtschaft, von Energiegenossenschaften oder aus NGOs zum Thema Klimaschutz. Alle eint das Interesse an der Energiewende, wie diese umgesetzt wird und welche Folgen das hat. Dass das Thema drängt, zeigte das Motto, unter dem das Barcamp Renewables in diesem Jahr stand: „Our climate, our future“.

Energiewende vermitteln

Wie ein roter Faden zog sich durch insgesamt etwa 30 Sessions die Problematik, die Energiewende an sich besser in der Öffentlichkeit zu vermitteln. Dem diente zum Beispiel ein Vortrag von Daniel Bannasch, der sich zum Ziel gesetzt hat, die Rolle der Photovoltaik beim Umbau der Energieerzeugung auf einem Bierdeckel zu erklären.

Ein größeres Vermittlungsprojekt möchte Martin Rühl, ehemaliger Geschäftsführer der SUN Stadtwerke, verwirklichen. Er diskutierte mit zahlreichen Teilnehmern seine Idee eines Energie-Erlebniszentrums. Seine Vision soll die Energiewende sinnlich erlebbar machen und vor allem Aufklärungsarbeit leisten. Diese Diskussion war exemplarisch für das Thema, das alle beschäftigt hat: Wie gelingt es, das Bewusstsein für die Energiewende zu wecken und das damit verbundene Wissen zu vermitteln, um die Energiewende gemeinsam zu gestalten? Damit beschäftigte sich auch eine Diskussionsrunde mit Vertretern von Fridays for Future und den Scientists for Future, bei der man sich darüber austauschte, wie man mit Aufklärungsarbeit das Thema Klimawandel positiv in das Bewusstsein der Menschen rücken kann.

Energiewende umsetzen

Auf dem Barcamp Renewables werden ganz unterschiedliche Ideen für die Umsetzung der Energiewende vorgetragen und treffen dort auf ein geneigtes, konstruktiv-kritisches Publikum. So berichtete der „Strohblogger“ Christian Reisenthaler über energieeffizientes Bauen mit Stroh. Er selbst lebt seit vielen Jahren in einem mit Stroh gedämmten Haus in der Nähe von Wien.

Spannend war unter anderem die Session zum Thema Crowdinvesting von Erneuerbarer Energien Bauvorhaben. So gibt es bei ecozins die Möglichkeit sich schon ab 250 Euro an dem Bau einer Windkraft- oder Solaranlage zu beteiligen. Ein ähnlicher Anbieter für derartige Projekte ist z.B. Green Vesting. Dabei wird für genehmigte Projekte ein Jahr lang Kapital gesammelt. Ist die Fundingschwelle erreicht, wird das Projekt realisiert. Anderenfalls wird das bis dahin investierte Kapital wieder ausgezahlt. Die Betreiber der Plattform sehen darin eine Ergänzung für Energiegenossenschaften und setzen auf die Möglichkeit für Bürger, derartige Projekte mitzugestalten und an dem geschäftlichen Erfolg teilzuhaben.

Energiewende konkret: Die schwimmende PV-Anlage der Erdgas Südwest

Auch wir haben einen aktiven Beitrag zu diesem Barcamp geleistet. Die Kollegin Lisa Notheisen hat unser Projekt einer schwimmenden PV-Anlage vorgestellt, das wir 2019 für ein Kieswerk in Renchen realisiert haben. Wir waren begeistert von dem Interesse an diesem Thema und über die zahlreichen Rückfragen von den Teilnehmern der Session. Interessant waren die Aussagen von Frau Claudia Hanisch, Pressesprecherin des Fraunhofer ISE Freiburg, die uns in unserer Vision, schwimmende PV-Anlagen auf gewerblich genutzten Wasserflächen zu errichten, stark unterstützt hat. Sie berichtete von Studien, die das technische Potenzial von schwimmenden Solaranlagen auf deutschen Binnen-Wasserflächen auf eine Leistung von 55 Gigawatt berechnen. Wäre das realisiert, könnte etwa die Hälfte der deutschen Steinkohlekraftwerke abgeschaltet werden.*

Fazit: Energiewende kommt

Was haben wir also vom diesjährigen Barcamp Renewables mitgenommen? Auch wenn im Einzelnen unterschiedliche Sichtweisen auf die zukünftigen Herausforderungen und Herangehensweisen der Energiewende festzustellen waren, herrschte doch eine große Einigkeit darüber, was geschehen muss, um diese erfolgreich zu gestalten.

  1. Es bedarf eines stärkeren Ausbaus der Erneuerbaren Energien.
  2. Es bedarf einer Lösung für die (Zwischen-)Speicherung von Energie.
  3. Es bedarf einer intensiveren Auseinandersetzung mit dem Thema Energiewende in der Bevölkerung.

Übrigens: Das Barcamp Renewables ist kostenlos und offen für alle Interessierten, die sich aktiv in die Diskussion zu diesem Thema einbringen wollen. Sehen wir uns in 2020?
Auf dem YouTube Channel der Energieblogger finden sich zahlreiche Impressionen zum Barcamp Renewables. Hier ein kleiner Einblick in das diesjährige Barcamp:


Fotos

Veranstaltungsfotos: Eva Gnedel, Erdgas Südwest
Titelbild: SMA Solar Technology

*2013 haben deutsche Steinkohlekraftwerke 114 TWh Strom produziert. Aus 55 GW installierter PV-Leistung kann man überschlagsweise berechnet 55 TWh Strom erzeugen. Formel: Leistung PV (Watt peak) x 1.000 = erzeugte Energie pro Jahr. https://www.energie-lexikon.info/kohlekraftwerk.html

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