Header 20 Jahre Erfahrung mit der PV-Anlage auf dem Haus

Interview: 20 Jahre Erfahrung mit Photovoltaikanlage 

Hans Steyer ist Solarpionier. Seit über 20 Jahren besitzt er eine Photovoltaikanlage und generiert damit Strom auf seinem Einfamilienhaus in Bad Schussenried. Im Interview berichtet er über seinen Erfahrungen. Fazit: Es hat sich gelohnt!

Inhalt

Solaranlagen gelten als langlebige Wirtschaftsgüter, die über viele Jahre störungsfrei ihren Dienst tun. Die Hersteller von Photovoltaikanlagen garantieren inzwischen eine konstante Stromerzeugung im Rahmen der angegebenen Leistung für 20 Jahre und oft sogar noch länger. Aber stimmen diese Versprechungen? Wie ist das in der Realität? Hans Steyer besitzt seit über 20 Jahren eine PV-Anlage. Wir haben ihn zu seinen konkreten Erfahrungen mit einer Photovoltaikanlage über diesen Zeitraum befragt. Der Solarpionier lebt im oberschwäbischen Bad Schussenried, ist inzwischen 77 Jahre alt und war als Oberstudienrat in einem technischen Gymnasium tätig. 

natürlichZukunft: Herr Steyer, wann wurde die Anlage mit den Solarpanelen errichtet und wie ist es dazu gekommen? Was war Ihre ursprüngliche Motivation, denn damals waren Sie ja schon so eine Art Pionier auf dem Gebiet der erneuerbaren Energien? 

Hans Steyer: Die Anlage wurde im November 2001 auf unserem Einfamilienhaus in Bad Schussenried errichtet. Unser Haus, das wir seinerzeit zu dritt bewohnten, ist dafür sehr gut geeignet, denn wir verfügen über ein nach Süden ausgerichtetes Steildach mit einer Dachneigung von 42 Grad. Darauf haben wir dann 40 Module mit einer Leistung von jeweils 120 Wpeak installieren lassen, also insgesamt etwa 36 qm mit einer Gesamtleistung von 4,6 kWpeak.

Der entscheidende Grund war für uns die Förderung, die im Jahr zuvor mit der Reform des Erneuerbare Energien Gesetzes eingeführt wurde. Der Staat bot zu dem Zeitpunkt für die folgenden 20 Jahre eine garantierte Einspeisevergütung von 50,62 Cent/kWh an. Da dachten wir uns, dass sich die Investition durchaus rentieren kann. Ein weiterer Punkt war, dass wir unser grünes Gewissen beruhigen wollten, wenn ein Teil des Stromverbrauchs aus selbst erzeugtem Strom stammt. Der Installationsvorgang selbst dauerte insgesamt nicht sehr lange. Wir haben mit der EnBW einen Vertrag geschlossen, kurz darauf kamen örtliche Handwerker und die PV-Anlage war nach zwei Tagen bereits betriebsbereit. 

Porträt PV-Besitzer Herr Steyer
Hans Steyer besitzt seit über 20 Jahren eine Photovoltaikanlage.

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“Die Investition in die Photovoltaikanlage hat sich amortisiert.”

natürlichZukunft: Um welche Art von Photovoltaikmodulen handelt es sich und wie viel Solarstrom haben Sie damit im Laufe der Jahre in Summe erzeugt? 

Hans Steyer: Es handelt sich um 40 polykristalline Module vom Typ Kyocera 120/2. Außerdem wurden zwei Wechselrichter des Typs SMA 200 unmittelbar unter dem Dach installiert. Der Strom wurde dann über Kabel in den Keller geführt, wo sich ein Einspeisezähler befindet, bevor der Strom ins Netz eingespeist wird. Im Durchschnitt haben wir pro Jahr 4.600 kWh erzeugt, der komplett ins Netz geleitet wurde. 

natürlichZukunft: Sie haben also den Strom nicht selbst verbraucht, sondern immer ins Netz eingespeist. Ist Ihre betriebswirtschaftliche Rechnung aufgegangen, hat sich die Solaranlage für Sie gelohnt? Was hat Ihre Solaranlage seinerzeit gekostet? 

Hans Steyer: Die Investition hat sich für uns absolut gelohnt. Das liegt natürlich an der im Vergleich zu heute hohen Einspeisevergütung. Wir haben ja 20 Jahre lang 50,62 Cent für jede erzeugte und dann eingespeiste Kilowattstunde erhalten. Gekostet hat die Anlage seinerzeit 37.920 Euro, was ja ebenfalls im Vergleich zu heutigen Verhältnissen sehr viel Geld war. Trotzdem haben wir insgesamt einen Überschuss von etwa 9.500 Euro erwirtschaftet. Die Investition in eine Solaranlage hat sich also für uns mehr als amortisiert, obwohl wir alles eingespeist haben. 

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Keine Wartung, keine Probleme mit der Leistung der Solar­anlage

natürlichZukunft: Wie sind Ihre Erfahrungen in Bezug auf Störungen, Wartungsarbeiten oder eine verminderte Leistung bei Schneefall? Oder auch bei den Wechselrichtern: Es gibt immer wieder Vermutungen, dass die nur 10 Jahre halten und ausgetauscht werden müssen. Im Laufe von 20 Jahren ist doch da sicher mal etwas passiert. 

Hans Steyer: Ich kann hier festhalten, dass da rein gar nichts passiert ist. Die Wechselrichter haben wir bis heute. Ich vermute, dass das daran liegt, dass die zwei Geräte für die zwei Stromkreise optimal auf die Anlage ausgelegt sind, es also nie auch nur kurzfristig zu einer Überlastung gekommen ist. Auch an der Anlage selbst musste nichts gemacht werden, keine einzige Wartung war nötig. Der Schneefall war nie ein Problem, weil der Schnee immer nur kurz liegen geblieben ist. Durch die relativ starke Neigung und die bei Sonnenschein stets erfolgte Erwärmung der Module ist der immer gleich wieder abgerutscht. Sicher, kurzfristig kam es da mal zu einer Einbuße, aber das war nicht weiter bedeutsam. 


Was passiert mit Photovoltaik-Modulen, wenn sie nicht mehr ausreichend Leistung bringen? Lassen sich die Solarmodule überhaupt recyceln? Hierzu gibt es klare Vorgaben und gesetzliche Reglungen, wie unser Beitrag zum Recycling von Photovoltaik-Modulen erklärt.


natürlichZukunft: Welche Beobachtungen haben Sie in Bezug auf die Leistung gemacht, die Unterschiede im Jahresverlauf? Ist die Leistung der Module, also die Menge des erzeugten Stroms, im Sommer wirklich am höchsten? 

Hans Steyer: Im Durchschnitt betrug die maximale Leistung der Module etwa 115 kW, also etwas weniger als der Nennwert. Interessant ist, dass wir im Frühjahr und im Herbst immer die maximale Leistung hatten. Das liegt daran, dass zu diesen Jahreszeiten der Einfallswinkel der Sonnenstrahlung optimal ist, also um die 90 Grad beträgt. Im Sommer hingegen steht die Sonne ja sehr steil und der Eintrittswinkel ist leicht abgeflacht. Außerdem erwärmen sich die Module, was zu Lasten der Erzeugung geht. Photovoltaikanlagen mögen bekanntlich keine Hitze, sondern fühlen sich bei Temperaturen von 18 bis 20 Grad am wohlsten. 

Allerdings haben wir die Anlage 2012 demontiert, gereinigt und durch ein Kühlsystem ergänzt. Unter den Modulen befinden sich seitdem Rohrschlangen aus Kupfer, in denen eine Kühlflüssigkeit zirkuliert. Dieses System ist mit unserer seinerzeit neu installierten Wärmepumpenheizung verbunden, mit der wir die alte Ölheizung ersetzt haben. Dieses Kühlsystem hat zwei positive Effekte. Zum einen wird damit die Wärmepumpe, mit der wir heizen und Warmwasser erzeugen, versorgt. Zum anderen werden die Module gekühlt, was deren Leistung erhöht. Wir schlagen damit also zwei Fliegen mit einer Klappe. 

natürlichZukunft: Ein weiteres oft diskutiertes Phänomen bei Photovoltaik ist die sogenannte Degradation, eine verminderte Leistung der Anlage auf Grund physikalischer Prozesse, die sich im Laufe der Zeit bemerkbar machen. Konnten Sie so etwas feststellen? 

Hans Steyer: Eigentlich haben wir davon nichts mitbekommen. Der Hersteller der Module hatte eine Leistung von 80 % nach 25 Jahren garantiert und bei der Maßnahme 2012 wurde festgestellt, dass die Anlage noch über eine Leistung von 90 % verfügt. Insgesamt hat sich das aber nicht niedergeschlagen oder die Amortisation beeinträchtigt. 


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Die Zukunft nach dem Ende der garantierten Einspeisevergütung 

natürlichZukunft: Nach 20 Jahren endet die garantierte Einspeisevergütung. Was passiert nun mit dem Strom, den Sie erzeugen, nachdem die Anlage aus der Photovoltaik-Förderung gefallen ist? 

Hans Steyer: Nun steht als Erstes der Eigenverbrauch ganz oben auf der Liste. Den Strom wollen wir in Zukunft erst dann einspeisen, wenn ein Überschuss da ist, wir also weniger verbrauchen als erzeugt wird. Der eingespeiste Strom wird nach Ablauf der geförderten Anlage nach dem EEG vergütet. Man erhält den Jahresreferenzmarktpreis, der an der Strombörse innerhalb eines Kalenderjahres gehandelt wird, abzüglich einer Vermarktungspauschale. Dieser wird immer zum Jahresende ermittelt und man erhält immer zum Jahresende die Jahresrechnung. Z. B. betrug für das Jahr 2021 der Referenzmarktpreis 7,152 ct/kWh. Wie hoch die Vergütung 2022 ausfällt, steht also noch nicht fest.

Allerdings sind wir am Überlegen, uns unabhängiger zu machen – sprich: Der Pufferspeicher für das Warmwasser wird erweitert und ein Stromspeicher ergänzt diesen. Auch die Solarmodule wollen wir austauschen. Heutzutage leisten die Module bis zu 400 W. Obendrein sind die Anschaffungskosten im Vergleich zu 2001 viel geringer. Deshalb erwägen wir aktuell, ob wir die alten Module durch neue, leistungsstärkere ersetzen. Zudem wollen wir auch mehr Fläche vom Dach nutzen. Eine größere Fläche in Kombination mit der höheren Leistung würde die Stromernte erheblich steigern. Wenn dann noch ein Stromspeicher dazu käme, könnten wir unsere Immobilie komplett mit eigenem Strom bewirtschaften. Das wäre ideal.

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  1. Echt ermutigend dieser Bericht eines Solar-Pioniers. Wir bräuchten mehr Menschen in Deutschland, die die Energiewende anpacken und unseren Kindern und Enkelkindern eine lebenswerte Welt hinterlassen, statt immer nur zu sagen: Es wird alles schief gehen, wenn wir Atomkraftwerke schließen, es wird alles schief gehen, wenn wir kein Gas aus Russland beziehen.

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